Ein bunter Abend der Nächstenliebe und des Mitgefühls

Martinstag im Kloster Wald
Wenn die Tage kürzer und kälter werden, das Weihnachtsfest allmählich näher rückt und Besinnlichkeit aufkommt, gedenkt das Christentum nicht nur einem türkischen Bischof, dem heiligen Nikolaus, sondern auch dem heiligen Martin von Tours, welcher laut Überlieferung im 4. Jahrhundert nach Christus als ungarisch-römischer Offizier seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben soll. In der folgenden Nacht, so die Legende, erschien ihm Christus im Traum, bekleidet mit eben diesem Mantelstück. Und so trat Martin aus dem Militär aus, wurde Mönch und viele Jahre später zum Bischof gewählt – alles auf Basis einer Szene, die heute exemplarisch für christliche Barmherzigkeit steht. Den 11. November als seinen Todestag feiern wir bis heute.
Und wie wir ihn feiern! Abermals hatten die Klassenstufen 4 bis 7 unter Leitung der Lehrerinnen Josefin Kokot, Regina Bürk, Barbara Steiner sowie Simona Menne in wochenlanger Arbeit eine Vielzahl an bunten Laternen gebastelt, die sie nun beim abendlichen Umzug eindrucksvoll um den Walder Weiher trugen – gemeinsam mit Freunden, Familienmitgliedern und Mitarbeitenden der Schule. Der Laternenumzug gehört seit jeher zur Heimschule Kloster Wald und das stimmungsvolle Bild von den vielen Laternen in der Dunkelheit sorgt für große Freude unter den Anwesenden. Bevor es jedoch in diesem Jahr so weit war, dass die Laternen angezündet wurden, Jung und Alt zum Martinsumzug unter Führung der großen Internatslaterne aufbrachen, feierte die Walder Gemeinschaft einen überaus bewegenden, festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Bernhard unter Leitung von Schulseelsorgerin Andrea Wahl sowie Gemeindediakonin Tina Klaiber, die beide auch Lehrkräfte in Wald sind.
Die Eröffnung des Festakts fiel der stellvertretenden Schulleiterin Ingrid Langer zu, die schöne Worte der Begrüßung aller und des Danks der am Gottesdienst Beteiligten fand. Daran schloss erst der Lobgesang „Te deum, laudamus", gesungen vom Waldlerchenchor, und dann eine kleine, schöne Begrüßung zum Martinstag durch die Schülerin Amalie Conrad aus der Klasse 5b an: „[...] So lad ich euch ein, liebe Leut', egal ob groß, ob klein, schaut an das Stück, merkt euch geschwind: Wie Martin sein, das ist der Hit!" Das nun folgende Martinsspiel, welches die Schülerinnen der Klasse 6b unter Einsatz diverse Klangobjekte einerseits und mit eigens gebastelten Figuren und Darstellungen vor dem Beamer andererseits umsetzten, stand im Zentrum des Gottesdienstes. Mit eindrücklicher Detailliebe führten die Mädchen Schritt für Schritt durch die Geschichte um den Bischof von Tours und wurden dabei nur einmal vom gemeinsamen Singen des bekannten Liedes „Sankt Martin, Sankt Martin" durch alle Anwesenden unterbrochen. Am Ende dieses Segments stand schließlich das Lied „Wir tragen dein Licht" von Detlev Jöcker, abermals gesungen von den Waldlerchen.
Mit einer Überleitung in Psalm 27 – „[d]er Herr ist mein Licht und mein Heil" – setzte der liturgische Teil des Gottesdienstes an, in welchem Andrea Wahl die zentrale Botschaft, nämlich dass in jedem und jeder von uns Licht ist, weil Gott dieses Licht in uns Menschen macht – und wir deswegen in der Lage sind, Licht weiterzugeben, im Kleinen, sei es etwa mit einem Lächeln, den Anwesenden mit Gefühl herüberbrachte. Das anschließende Gebet des Psalms und die daran anknüpfenden Fürbitten rundeten den schönen, bewegenden Gottesdienst ab, an dessen Ende das Vaterunser und die Segenssprechung stand. Nach einem letzten Stück der Waldlerchen, dem Gospellied „This little light of mine" von Harry Dixon Loes, welches ebenso wunderbar zum Martinstag passte, erfolgte schließlich der gemeinsame Auszug aus der Kirche und damit der Beginn des Laternenumzugs, an dessen Ende sich wieder alle im Posthof versammelten und bei Punsch und Grillwurst – danke an die Küche! – den Abend ausklingen ließen. Was für ein schönes Martinsfest!
Text und Bilder: André Kiefer
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