Das große Finale

Gottesdienst, Zeugnisverleihung und Abiball der Klassenstufe 12
Für die Klassenstufe 12 der Heimschule Kloster Wald sollte Freitag, der 11. Juli, ein besonderer Tag werden; der wohl „besonderste" Tag nach den mündlichen Abiturprüfungen und dem Abistreich zuvor.
Ab 14 Uhr feierte Herr Pfarrer und Jungvikar Simon Gleichauf, der in diesem Jahr seine Priesterweihe erhalten hatte, mit unseren Abiturientinnen ihren durch Schulseelsorgerin Andrea Wahl sorgfältig vorbereiteten und gestalteten Abiturgottesdienst. Dessen zentraler Gedanke waren die Worte „Gott bleibt bei dir bis ans Ende deiner Tage" aus dem Matthäus-Evangelium. Indem Gott bei jedem Menschen ist - ob nun gegenwärtig spürbar oder nicht - und vor allem bleibt, tröstet, schützt und begleitet er – und hilft so dabei, dass eine jede Abiturientin ihren gewünschten Lebensweg finden möge. Zugleich kann sich behütet der Blick auch immer wieder „zurück" richten – zur Walder Gemeinschaft für die fortwährende Begegnung. Der Gottesdienst wurde musikalisch von Gudrun Hafner und ihrer Streicherklasse begleitet.
Nach einer Pause und einem kurzen Austausch im Schwesterngarten sowie Kreuzgang bei Kaffee und Kuchen ging es dann um 16.30 Uhr mit der Zeugnisverleihung in der Turnhalle weiter. Den musikalischen Einstieg hierin lieferten Amalia Steinmetzer und Sophia Klinggräff aus der Klassenstufe 10 mit einem Duett des Songs „Can't help falling in love" von Elvis Presley. Daran schlossen dann mehrere Reden an:
Schulleiterin Heidi Linster griff das diesjährige Abiturmotto „Raus aus dem Walder Westen" auf, indem sie auf den amerikanischen Wilden Westen – die heterogene Gruppe von Siedlern, Cowboys, Outlaws und mehr – rekurrierte und einen Vergleich zur Schar der mutigen Jugendlichen aufbaute, die nicht der sukzessiven Erweiterung und Verschiebung der Frontier, sondern vielmehr ihrer Reifeprüfung hinterherjagten, unterstützt von Lehrerkräften, Erzieherinnen und Eltern.
Von Elternseite legte zunächst Max Gagern dar, dass während der Schulzeit der Weg der Charakterbildung über den Noten und Ergebnissen stehe. Sein Dank richtete sich im Besonderen an die Erzieherinnen sowie die EVI, die Elternvertretung des Internates, für ihre fortwährende gute Arbeit. Zum Ende seiner Rede hin betonte er, dass das Abitur nicht das Ende sei. Die Schülerinnen sollten sich, so seine Empfehlung, ihren Sinn für Tradition, ihre Neugier und ihren Willen zum Netzwerken bewahren und pflegen.
Im Anschluss bemühte Dr. Ralph Halder in Bezug auf die Abiturientinnen (und seine eigene Historie mit der Universität Ulm) die Metapher des vollgepackten Esels, der beharrlich und duldsam weiterkommt, seinen Weg geht. Die Walder Prägungen Herz – Dinge erfahren –, Hand – Dinge formen – sowie Verstand – Dinge verstehen – hätten die Jugendlichen zu äußerst klugen Lastenträgerinnen geformt. Der im Volksmund abgewertete Esel sei so vielmehr ein Bild der inneren Stärke im Angesicht der Herausforderung. Er schloss mit dem Wunsch an die Schülerinnen, Vertrauen in ihre Zukunft zu haben.
Darauf folgte die Performance des ABBA-Songs „Slipping through my fingers" von allen Abiturientinnen und – nach weiteren Beiträgen – das Lied „Mia & Sebastian's Theme" aus dem Film „La La Land" von 2016 durch Kayan Fahmy und Rosina Franckenstein am Klavier. In ihren Reden betonten sowohl Emma Gutemann als auch Océane Paul, wie sehr ihnen Wald und die Stufengemeinschaft ans Herz gewachsen seien. Erstere sprach zunächst emotional vom „Anfang des Endes": Die Zeit der Hängematte im Posthof („Wolke 7"), des Klavierspielens in den Pausen sei vorbei. Am Ende korrigierte sie sich nochmal. Es sei „der Anfang vom Anfang", daher gelte: „Sattelt die Pferde, schwingt euer Lasso und fangt eure Träume ein!" Océane Paul wiederum betonte, wie sehr sie vom Schulwechsel nach Wald zur Kursstufe profitiert habe.
Vor dem Abschlusssong „Ein Hoch auf uns" überreichte Heidi Linster den insgesamt 42 Mädchen ihre Zeugnisse nebst Preisen und Dr. Jürgen Huber vom Schulleitungsteam einer jeden dazu eine Rose. Der Notendurchschnitt liegt bei 2,2. Drei Schülerinnen – Sofia Speh, Lea Speh und Charlotte Jacob – haben mit 1,3 bzw. 1,4 die besten Durchschnitte vorzuweisen. Nun folgte das obligatorische Gruppenfoto vor Sankt Maurus und dann der Gang zur Zehn-Dörfer-Halle für den Abiball.
Emma Gutemann und Kayan Fahmy führten durch den bestens organisierten und vorbereiteten Abend. Nach Sektempfang und feierlichem Einlaufen der Abiturientinnen wurde gegessen. Anschließend standen mehrere Programmpunkte an: zunächst ein Quiz („Wald will's wissen"), bei dem die ein oder andere Anekdote aus den vergangenen Jahren verarbeitet wurde, dann das gemeinsame Zuordnen und Enträtseln von Kindheitsfotos – auch von unterrichtenden Lehrer:innen – und zum Schluss die äußerst unterhaltsamen und heiteren „Schülerbeichten". Wer hätte schon erwartet, dass im Internat Erzieherinnen um Hosen und Lehrkräfte bei Schulveranstaltungen um Getränke gebracht werden? Nach der nun folgenden Ehrung der Leistungsfachlehrkräfte ging die Veranstaltung zur Party über. Während manch einer in der Abizeitung stöberte oder sich unterhielt, schwangen andere das Tanzbein und ließen der Euphorie freien Lauf.
Fotos: Irina Hafner
Text: André Kiefer