Wenn der Escape Room zur Falle wird...
Aufführung des Stücks „There's no escape" der Dramatistinnen (Theater der Mittelstufe)
Schon der Gedanke daran, lässt einen erschaudern: Man befindet sich in einem Escape Room, hat mit anderen im Team gemeinsam also die spielerische Aufgabe, den Lösungscode herauszufinden, doch dann will die Tür einfach nicht aufgehen und man ist in diesem gefangen...
Dieses Horrorszenario widerfährt in dem am 8. Juni 2024 aufgeführten Stück „There's no escape" einer Gruppe von sechs Personen, darunter das Ehepaar Karin und Matthias, die Unternehmerin und Chefin der bekannten Mineralwassermarke Frau von Vittel mit ihrer Assistentin Alexa sowie die dynamisch- optimistische Maya inklusive Freundin; eine im Rahmen einer gewonnenen Preisausschreibung bunt zusammengewürfelte Truppe – oder nicht?
Nachdem gleich zu Beginn der Herausforderung eine unheimliche Ankündigung ertönt, die das kurze Zeitlimit und Lebensgefahr verkündet, beginnt die anfangs erfolgreich verlaufende Suche nach dem richtigen Türcode. Über Schlüssel, eine Box mit Erinnerungsstücken und richtig zugeordnete Begriffskarten kommt die Zahl 7 beispielsweise der Gruppe zu Bewusstsein. Doch der Erfolg währt nur kurz: Der Versuch, Hinweise zu bekommen, um weitere Ziffern zu dechiffrieren, führt prompt zu einem Zeitabzug – und wir als Zuschauer*innen müssen mitansehen, wie die Sechsergruppe dann für geschlagene drei Stunden, im Zeitraffer, festsitzt. Schließlich führt eine Art Notrufbutton zu einer als rückwärts gesprochen erkannten Aufnahme, die wiederum entschlüsselt und deren Verweise auf die Bibel erkannt werden können.
Die endgültige Lösung scheint nun nah, doch abermals steckt die Gruppe fest, nun für weitere zwei Stunden. Da entbrennen mitunter erste moralische Diskussionen über das Inkaufnehmen von versiegten Quellen vor Ort durch Vittel, und allmählich entsteht der Eindruck, dass die Gruppenzusammenstellung kein Zufall ist, auch weil Matthias und Karin, ausgelöst durch ein im Raum gefundenes Zeitungsbild von Karins Vater, eine alte Schuld mit sich herumzutragen scheinen. Plötzlich ist ein Datum als Türcode evident und – heureka! – die Tür öffnet sich endlich, nur um kurz darauf die Strippenzieherin des Ganzen zu entlarven: eine Frau, die alle Beteiligten außer dem dynamischen Duo mit schweren Vorwürfen belastet und gesteht, dass alles tatsächlich (fast) kein Zufall war. Der ärgste Groll gilt dabei Matthias und Karin, die deren dementen Vater Zuhause eingesperrt haben sollen. Die Angeklagte verteidigt sich noch, da entbrennt schon ein Kampf zwischen Matthias und der Frau. Er nimmt ihr die gezückte Pistole ab und verletzt sie damit schwer. Kurz zuvor hat sie sich den Zuschauenden noch als Sanitäterin zu erkennen gegeben, die dem Vater Rache versprochen habe.
Mit einem Knall endet so wortwörtlich die Handlung. Eine Art Nachrichtenheadline dient als Epilog des Stücks, welches die Zuschauer*innen beeindruckt und begeistert zurückließ. Atemlos hatte das Publikum die gefährliche Situation des Sextetts bis zuletzt verfolgt.
Den Jungschauspielerinnen der Mittelstufe ist höchster Respekt für ihre Darbietung zu zollen, angefangen bei der arroganten Frau von Vittel über ihre immer selbstbewusster werdende Assistentin Alexa, das stets keifende Ehepaar Karin und Matthias – letzterer permanent miesepetrig – bis hin zum energetischen „Good vibes only"-Duo. Unter der Regie von Corina Rues-Benz ist ein intensives, kraftvolles Stück entstanden. Das gelungene Bühnenbild wie auch die weitere Ausstattung, der effektvolle Einsatz von Licht und Musik sowie Geräuschen – alles passte schön ineinander und konnte unter großer Mithilfe der Licht und Ton-AG sowie Hausmeister Alexander Schlegel toll zur Geltung gebracht werden.
Text und Bilder: André Kiefer
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